Tierfotografie - ein kritischer Beitrag aus gegebenen Anlass -

Wie der Titel es erahnen lässt, muss ich aufgrund der letzten Wochen mal etwas los werden.

 

 Ich bin seit einigen Jahren im Bereich Natur und Tierfotografie unterwegs.

 In diesem Zuge erkunde ich regelmäßig neue Gebiete und schaue, ob sich interessante und seltene Arten finden lassen.

 

Auf diesen Erkundungstouren lernt man auch einige Leute wie Förster, Jäger, Mitarbeiter verschiedener Naturschutzvereinigungen und auch der unteren Naturschutzbehörde kennen.

Was mir immer aufgefallen ist, alle waren zu Beginn des Gesprächs immer sehr skeptisch und verschlossen. Ja fast abwehrend und unfreundlich.

Nach kurzem Gespräch löste sich das häufig auf, und man konnte ein lockeres Gespräch über gesehenes oder aktuelles vor Ort führen.

 

Ich fragte mich anfangs, warum sie diese Vorbehalte haben und dass die Tierfotografen doch auch den Schutz der Tiere im Fokus haben.

Dies war wohl eine von mir völlig falsche Einschätzung, wie sich im Laufe der Zeit herausstellen sollte.

Scheinbar ist bei vielen Naturfotografen der Druck, etwas zeigen zu müssen, so groß, dass sie vergessen, was sie dort eigentlich tun.

 

Doch das, was bei den Bienenfressern so alles passierte, lässt mich wirklich an vielen Tierfotografen zweifeln.

Und das, obwohl bei dieser Lokation die vorhandenen Möglichkeiten nahezu perfekt sind.

Bietet die Lokation doch die Möglichkeit, die Tiere relativ ungestört aus ca. 10-15m zu beobachten und zu fotografieren, so dachte ich, dass dies optimal ist.

Doch wir erlebten hier haarsträubende Szenen.

Da wurden die Ansitzäste der Bienenfresser kontinuierlich in der Position verändert (natürlich immer näher zum Fotografen) und dabei direkt an den Brutröhren herum gelaufen. Auf dem Gelände hat wirklich niemand ausser den für das Gelände Zuständigen zu suchen!

Andere rannten direkt über den Brutröhren herum, da sie wohl diese erst gar nicht sahen oder wussten, dass diese Tiere in den Röhren brüten.

Wiederrum andere kamen in Signalkleidung ohne jegliche Tarnung und wunderten sich, dass die Vögel ihre Ansitzwarten nicht mehr anflogen. Und als Lösung stiegen diese wieder über den Absperrzaun und veränderten die Ansitzwarten.

Oder es krabbelten Leute an Abbruchkannten den Wall hoch ohne Rücksicht auf die Vögel und deren Brutröhren…..

 

Ich war wirklich erschüttert, was dort vor Ort passierte.

 

Und wurden sie angesprochen, so ignorierten sie häufig die Anmerkungen, sich doch bitte zu tarnen und entsprechend rücksichtsvoll dort zu verhalten. Sich ausserhalb des eingezäunten Geländes aufzuhalten und nicht kopflos irgendwelche Steihänge hochzukrabbeln.

 

Leider wurde von einem dieser Fotografen aus reiner Profilierungssucht auch noch in der örtlichen Presse der Standort veröffentlicht, wodurch sich dieses Jahr noch viel mehr vieler rücksichtloser Fotografen dort einfanden.

Das zeigte sehr beispielhaft, worum es leider immer mehr Leuten nur noch geht. Nämlich reine Profilierungssucht.

Statt sich mit Aufnahmen in Wettbewerben mit anderen zu messen (natürlich mit dem Risiko, dass andere Fotografien besser bewertet werden), geht man lieber den einfachen Weg über zB. die Presse. Da ist einem die Aufmerksamkeit sicher.

 

Das alles lässt mich doch sehr nachdenklich werden, und ich verstehe immer mehr, warum viele Behörden wie auch Jäger und Förster so skeptisch den Tierfotografen gegenüber sind.

Auch ich habe aus dem gegebenen Anlass mein Verhalten überdacht und werde zukünftig noch sensibler mit Informationen umgehen.

 

Die Natur gehört allen, und ich möchte auch das Erlebte mit anderen teilen. Wenn ich eine bestimmte Tierart finde, so sollen natürlich auch andere daran teilhaben.

Doch sollte jeder sehr genau darüber nachdenken, wem und wann er wem von seinen Sichtungen erzählt. Und ob es wirklich erforderlich ist, die Standorte mit zu nenne. Gerade in den sozialen Medien entsteht so ein unkontrollierbarer Hype, was wir nun schon mehrfach leider erleben mussten.

Meist reicht es schon, wenn man sich etwas im Web über Leute schlau macht. Wie sie arbeiten, was sie fotografieren, und wie sie sich in Foren verhalten. Häufig erkennt man dann, wir intensiv sich Leute mit dem Thema befassen bzw. ob sie rein auf das Motiv aus sind ohne sich mit den Arten und deren Verhalten zu beschäftigen

Am Ende muss es jeder selber wissen, doch sollte man den Anderen wenigstens einmal kennenlernen, bevor man gefährdete Arten und deren Fundorte kommuniziert.

 

Am Beispiel der diesjährigen Bienenfresser sieht man, dass leider allzu viele Tierfotografen bzw. welche, die sich so nennen, eben nur das schnelle Foto sehen.

Ohne großen Aufwand ins Auto setzen, durch die Republik fahren und quasi wie ein Fotosöldner die Hotspots abklappern.

Und dann egal wie ihre Aufnahmen vor Ort machen, denn wer fährt schon gern 200-800km und kommt dann nicht zu dem Foto, was er sich vorstellt.

So wird dann halt auch mal etwas gemacht, was nicht in Ordnung ist. Man ist danach ja wieder weg…

 

Am Ende werden die vorhandenen Möglichkeiten immer weiter reduziert, Verbote ausgesprochen und Fotomöglichkeiten gesperrt zum Schutz der Tiere.

Und dann ist das Geschrei groß, dass die Lokation nicht mehr nutzbar ist, dabei haben genau diese Leute mit ihrem Verhalten dazu beigetragen.

Ich hoffe nicht, dass es dazu nächstes Jahr kommt, doch nach den diesjährigen Erlebnissen wäre das sicher eine logische Folgerung….leider.

 

Ich kann wirklich nur meinen Appell an alle Tierfotografen richten. Bitte verhaltet euch vor Ort mit gebührendem Respekt den Tieren gegenüber.

Akzeptiert ihre Schutzzonen und Respektabstände, auch wenn es dadurch evt. einmal nicht zu einem Top Foto reicht.

Denkt vorher darüber nach, wenn euch irgendwelche Ideen in den Kopf kommen.

Absperrungen haben ihren Sinn und sind nicht dazu da, dass man sie ignoriert.

 

Nutzt die Tarnmöglichkeiten mit Überwürfen oder Zelten, was heute kaum noch etwas kostet.

Die Objektive mit Brennweiten bis 600mm sind durch verschiedene Hersteller auch erschwinglich geworden und fast jeder, den ich dort sah, hatte ein 150-600mm.

 

Es ist ein Geschenk, diese Tiere in freier Wildbahn erleben zu dürfen.

Daher sollte JEDER sich auch entsprechend respektvoll ihnen gegenüber verhalten.